An(ge)dacht
von Michael Messal | September 2025
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt
Liebe Schwestern und Brüder,
was verbindet ihr mit der Martini-Kirchengemeinde Siegen?
Sicherlich kommt euch, genau wie mir, sofort ein Bild in den Kopf: Die Martinikirche.
Sie, die älteste Kirche des Siegerlands, stand schon lange vor uns allen da und vermutlich wird sie immer noch dort stehen, wenn wir alle längst zu Gott heimgekehrt sind.
Im Laufe ihrer wahrscheinlich über 1000-jährigen Geschichte hat die Martinikirche vieles erlebt: Sie war Pfarr- und Begräbniskirche der Siegener Bevölkerung, Teil eines Wehrbauwerks, von dem noch heute die Schießscharten im Turmrumpf zeugen, war Lazarett und Waffenkammer und soll sogar mal einen Pferdestall beherbergt haben.
Wenn ich an die Martinikirche und unsere Gemeinde denke, dann kommt mir die Martinikirche wie ein großes, altes, ehrwürdiges Schiff vor, das schon so manchem Sturm getrotzt hat, genauso wie im Lied EG 604 „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“. Den alten Gassenhauer werden sicherlich viele von euch kennen:
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt,
fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist,
heißt Gottes Ewigkeit.
Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht
durch Angst, Not und Gefahr,
Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg,
so fährt es Jahr um Jahr.
Und immer wieder fragt man sich:
Wird denn das Schiff bestehn?
Erreicht es wohl das große Ziel?
Wird es nicht untergehn?
Auch momentan mag sich manch eine:r fragen, wie es mit dem Schiff, das sich Ev. Martini-Kirchengemeinde Siegen nennt, weitergeht – jetzt wo wir uns als Gemeinde aufmachen Richtung Vereinigung mit der Ev. Lukas-Kirchengemeinde Siegen. Bei allem, was sich dabei verändern wird, bin ich optimistisch, dass das, was uns als Gemeinde ausmacht, nämlich gesellschaftliches, politisches und diakonisches Engagement, auch über die Zeit der Vereinigung hinaus erhalten bleibt. Ja mehr noch, durch die Bündelung der Ressourcen in genau diesem Bereich werden wir in der Innenstadt von Siegen zukünftig ein noch breiteres Angebot schaffen können, um die Menschenfreundlichkeit Gottes zu verkünden und zu bezeugen. Natürlich kommt dabei auch das uns allen so wichtige kulturelle Angebot nicht zu kurz; schließlich
bringt die Lukas-Kirchengemeinde in all diesen Dimensionen auch viel mit.
Liebe Schwestern und Brüder, die Martinikirche hat schon viel erlebt, sie ist oft zerstört, aber (Gott sei Dank) noch öfter wieder aufgebaut worden und das macht mir Mut. Bald erstrahlt die Nordseite unserer Kirche in neuem Glanz – ein großer Meilenstein auf dem Weg zur vollständigen Sanierung. Das alles ist ohne euch und die Siegener Bürgergemeinde nicht denkbar. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Martini mehr ist als ein bloßes Kirchgebäude. Die enge Verbindung von städtischem Leben und unserem reformierten Bekenntnis, das Anteil nimmt an dem, was gesellschaftspolitisch und sozial um uns herum passiert, prägt Siegen weit mehr als es die denkmalgeschützte Martinikirche allein je könnte.
Es mag in den kommenden Jahren noch die ein oder andere Untiefe und das ein oder andere Stürmchen vor uns als Gemeinde liegen. Wer Bedenken hat über die Zukunft unserer Gemeinde oder sich auf dem Weg in die Zukunft nicht mitgenommen fühlt, der oder die darf sich gerne an Martina Schulz, Erik Schellhorn oder mich wenden oder sein/ihr Anliegen mit zur Gemeindeversammlung bringen, die bald im Rahmen des Vereinigungsprozesses stattfinden wird.
Darüber hinaus wünsche ich uns allen, dass es dem Schiff Ev. Martini-Kirchengemeinde Siegen so ergeht, wie dem Schiff, das sich Gemeinde nennt, in der fünften Strophe des Liedes:
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt,
fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist,
heißt Gottes Ewigkeit.
Und wenn uns Einsamkeit bedroht,
wenn Angst uns überfällt:
Viel Freunde sind mit unterwegs
auf gleichen Kurs gestellt.
Das gibt uns wieder neuen Mut,
wir sind nicht mehr allein.
So läuft das Schiff nach langer Fahrt
in Gottes Hafen ein!
Ich jedenfalls blicke voll Zuversicht in die Zukunft der Martini-Kirchengemeinde Siegen und lade euch ein, es mir gleich zu tun.
Euer
Michael Messal
(Finanzkirchmeister)